Die Frage «wo der drückt der Schuh?» hat für Fussballspieler gemeinhin eine besondere Bedeutung. Von einem Lionel Messi über einen Hakan Yakin bis hinunter in die untersten Ligen und zum Kinderfussball gilt: Drückt die Fussbekleidung an Zeh, Rist oder Ferse, kann die Leistung nicht stimmen.

Erinnerten die Fussballschuhe Mitte des letzten Jahrhunderts noch eher Wander- denn an Fussballschuhe, ist daraus mittlerweile wahres Hightech-Fusswerk in futuristischem Design geworden. Ob aber historischer Treter oder neuster Kickerschuh, die Spieler entwickeln zu ihren Schuhen eine ganz besondere Beziehung. Der Schuh passt, das wichtigste Spiel der Saison wurde damit gewonnen, der Cupsieg errungen oder der Freistoss um die Mauer zentimetergenau ins hohe rechte Eck geschnippelt – klar sagt sich manch ein Spieler: «Nur mit diesen Schuhen will ich spielen!»

Not macht erfinderisch

So einfach geht das jedoch nicht, seit zahlreiche verschiedene Sportartikelhersteller um die Gunst der Spieler, Klubs und Nationalteams buhlen. Kickt ein Akteur in seinem Klub wöchentlich mit Schuhwerk eines Herstellers, möchte er dies auch in der Nationalmannschaft tun. Lassen die Ausrüsterverträge dies aber nicht zu, macht «Not» auch schon mal erfinderisch. Schön und gut, aber was hat das alles mit unserem Nationalmannschafts-Koch Emil Bolli zu tun?

Ein Mann für besondere Fälle

Bolli ist eben auch ein Mann für besondere Fälle: Beim Auswärtsspiel der Nationalmannschaft 1998 in Jugoslawien hatte Bolli nämlich an zwei Fronten zu kämpfen: In der Küche, aber auch im Massagezimmer. Dieses betrat Bolli am Vortag des Spiels und fand dabei einen Nationalspieler und den Masseur vor, die sich gerade daran zu schaffen machten, das Logo des Schuhherstellers so zu verändern, dass der Spieler mit seinen Schuhen aus dem Klub auch für die Nati antreten konnte. Dieses Unterfangen drohte zu scheitern, aber Bolli, gestählt aus zahlreichen Eroberungsfeldzügen durch ausländische Hotelküchen, wusste Rat. Er holte Unterstützung beim Haustechniker und mit vereinten Kräften und viel Bastelarbeit gelang es schliesslich, dass auch die Schuhe der Marke X zu fotogenen und passenden Schuhen der Marke Y wurden.

Im Zwist mit dem «chef de cuisine»

Bolli konnte sich den kleinen Ausflug leisten, denn der französische Chefkoch im Hotel in Belgrad wollte ihn partout nicht an den Herd lassen. «Le chef de cuisine» gab Bolli gleich zu Beginn des Aufenthalts zu verstehen, dass er mit seinem Team die Mahlzeiten zubereiten werde. Sollte Bolli mehr als zuschauen, würden er – «le chef de cuisine» – und seine Mannschaft die Küche verlassen. Bolli gab sich vordergründig geschlagen, fand sich aber schliesslich in einer Satellitenküche mit einigen Mitgliedern der Kochmannschaft Zwiebeln schälend und Kräuter hackend wieder. Von dort aus gelang es ihm schliesslich mit der ihm eigenen Taktik das Küchendiktat zu übernehmen. Im Gegensatz zu den beiden Nationalteams – das Spiel endete 1:1 – gab sich Monsieur schliesslich geschlagen und überliess Emil Bolli «seine» Küche.

(04.05.2009 – Patrick Gunti für SFV Fan Club)