Wie wird man zum Koch der Schweizer Nationalmannschaft?

Seit 1990 war die Nationalmannschaft bei Heimspielen in Bern im Hotel Bern. Da sie mit meiner Küche sehr zufrieden waren, fragten Sie mich 1996 ob ich sie auch ins Ausland begleiten wolle.

Wie lange sind Sie nun dabei?

Seit Herbst 1996.

Hinblickend auf Katar, wie stehen Sie heute in der Vorbereitung?

In vielen Bereichen der Vorbereitung kann ich mich auf die Erfahrung von 10 Endrunden stützen, an denen ich schon dabei war und die Nati bekocht habe. Aber letztlich ist dann doch jedes Turnier wieder ein neues mit eigenen Herausforderungen. Mit der Detailplanung für Katar fangen wir nun im Februar 2022 an.

Gibt es irgendwelche spezielle «Umstände» für Katar?

Ja, wie bei jedem Turnier in einem anderen Land. In Katar wird man zwar alle Lebensmittel bekommen, da diese aber alle importiert werden, muss ich die Planung und Bestellungen für jeden Tag bis ins Detail vorbereiten. Die Waren müssen frisch sein. Und da es dort auch im Winter sehr heiss sein wird, muss ich den Ernährungsplan der Spieler auch an diesen Umstand anpassen.

Wie muss man sich eine solche Reise eines Natikochs vorstellen? Kommt da die ganze Küchenausrüstung mit?

Nein, wir sind immer in einem Hotel einquartiert und ich benütze die Küche vor Ort inklusive Ausrüstung. Dabei unterstützen mich die lokalen Köche bei der Produktion. Mit kommen nur mein persönliches Victorinox Messer und meine Kochbekleidung.

Wie sieht es mit den Lebensmittel aus, werden diese mitgenommen oder vor Ort arrangiert?

Alle frischen Lebensmittel werden vor Ort eingekauft. Ich schicke den Menuplan frühzeitig in unser Hotel, mit den detaillierten Angaben welche Produkte wir benötigen. Dann gibt es aber doch noch ein paar Lebensmittel, die wir immer mitnehmen und an welche sich das Team bereits gewöhnt hat. Schokolade, die Müesli Mischung, sämtliche Gewürze und spezielle Trockenprodukte, welche ich vor Ort nicht in einer guten Qualität vorfinden kann.

Wie hat sich die Ernährung in den letzten Jahren bei den Fussballern geändert?

Da der Fussball schneller, physischer und athletischer geworden ist und die Spieler grössere Laufwege als früher zurücklegen, hat sich auch die gesamte die Ernährung an diese neuen Umstände angepasst.

Wie viele unterschiedliche ««Essensstile» müssen Sie jeweils berücksichtigen?

Vegetarische, sowie laktose- und glutenfreie Produkte sind heute mit auf dem Speiseplan.

Was für Tipps würden Sie einem Amateurfussballer geben bezüglich Ernährung?

Abwechslungsreiches frisch zubereitetes Essen, mit vielen Vitaminen und wenig Zucker und Fetten. Und dass man sich Zeit nimmt am Tisch zu essen. Es gibt eine Lebensmittelpyramide, welche sehr gut ist für alle Fussballer und an der man sich gut orientieren kann.

Kann die perfekte Ernährung bei einem Hobbyfussballer einen grösseren Einfluss haben als bei einem Profi?

Ich denke für beide ist eine gute Ernährung ein Vorteil.

Bei den Amateurfussballern sehr beliebt nach den Spielen ist das Bier. Aus Ihrer Sicht vertretbar oder eher nicht?

Im Bier hat es gewisse Stoffe, die durchaus gut sind für die Regeneration. Aber generell am besten sind Getränke ohne Alkohol, weil Alkohol Gift für die Regeneration und für die Erholung ist.

Was ist für Sie das perfekte Menu für einen Amateursportler vor einem Fussballspiel? Und vorallem zu welchem Zeitpunkt?

3 bis 4 Stunden vor dem Match eine grosse Portion Teigwaren, Reis oder Quinoa. Je nach Gewohnheit und Verträglichkeit. Am besten ohne Fett, mit einer leichten Sauce. Wenn Fleisch, dann nur Poulet oder eventuell Kalb, am besten gehackt.